- Claudine Rüedi
- 01. November 2024
- 12 Min. Lesezeit
Ein nachhaltiger Weihnachtsbaum ohne Topf. Im Interview mit Andy vom Ideenwerk Gerber, möchten wir mehr über ZÜRIBAUM erfahren.

Wie ist ZÜRIBAUM entstanden? Was ist die Geschichte hinter ZÜRIBAUM?
ZÜRIBAUM wurde Im Winter 2022 gestartet. Ich erzähle euch wie es dazu kam.
Dezember vor 2 Jahren: die ganze Familie stapft bei winterlichem Schneefall zum lokalen Weihnachtsbaumverkauf im Dorfwald. Ein regionaler Weihnachtsbaum (natürlich Nordmanntanne) soll es sein. Direkt ab Pflanzstelle für mehr Nachhaltigkeit, Regionalität und Frische zwecks längerer Haltbarkeit. Eigentlich sollte dies unser neuer familiärer Weihnachtsbaumbrauch werden, aber eben... sollte.
Nachdem wir "unser" Bäumchen, ok es war unsere Tochter, die das Bäumchen auserkoren hat, ausgesucht hatten, war es so weit. Der Förster griff zur Akku-Kettensäge und zack, hatten wir unseren regionalen, frischen und nachhaltigen Weihnachtsbaum. Doch irgendwie war die Stimmung danach getrübt. Wir hatten einen Baum fällen lassen, der dann doch "nur" ca. 10 Tage im Wohnzimmer stand. Alternativen? Kein Weihnachtsbaum? Nein, Weihnachtsbaum muss schon sein! Also geht die Suche nach dem "richtigen" Bäumchen weiter... Künstlicher Weihnachtsbaum aus Plastik? Nee..., die günstigen sehen nicht "echt" aus und sind halt eben doch aus Plastik und riechen leider auch danach. Wobei es im Fachhandel schon auch schöne Modelle gibt, die Kosten dann so zwischen CHF 319.- und CHF 429.- bei ca. 180cm Höhe (gem. Eigenrecherche im Fachhandel). Baum im Topf? Das könnte es sein... Nein, war es auch nicht, da die Bäume den Temperatur-Schock von Draussen nach Drinnen und wieder zurück nicht gut vertragen und auch keine Heizungsluft mögen. Schlussendlich muss der Baum trotzdem irgendwann in den Boden gepflanzt werden. Seine Wurzeln brauchen Platz. Das Aussetzen der Bäume in schweizer Wälder ist übrigens nicht erlaubt! Baumgestell aus Metall? Für uns zu wenig Weihnachtlich und zu kühl. Weitere Varianten? Ja, einige, aber auch diese waren für uns allesamt nicht die Richtigen. Also ein Weihnachtbaum aus Holz. Ja das könnte "unsere" Alternative sein.
Gesucht... viele gefunden, aber nicht die richtige Grösse, Design, Nachhaltigkeit (zu weit weg), Transport, Fabrikproduktion, etc. blablabla... Viele "Nicht's"!
Also doch selber machen, aber wie? Handwerklich begabt? Schon, aber so, dann doch nicht. Auch das "richtige" Material erst beschaffen und dann fehlt das passende Werkzeug auch noch. Das geht doch bestimmt nicht nur uns so oder? Also gleich für weitere "Alternativweihnachtsbaumgeplagte" mitdenken und nach potenziellen Partnern suchen.
Laaaaaange Suche nach den richtigen Partnern und mit der Schreinerei der Stiftung Netzwerk aus Wetzikon und der Sägerei aus Wernetshausen von Herber "Hebi" Dobler gefunden. Endlich kann der ZÜRIBAUM entstehen.

Business Case ZÜRIBAUM
ZÜRIBAUM ist ein Herzensprojekt und wurde als Hobby gestartet. ZÜRIBAUM by Ideenwerk Gerber ist unabhängig und selbstfinanziert.
Die erste ZÜRIBAUM-Kleinserie welche im Jahr 2024 mit 20 Stück startet, soll zeigen, dass es möglich ist einen schönen, hochwertigen, in der Region Zürich hergestellten Holzweihnachtsbaum aus regionalem Fichtenholz herzustellen und diesen zu einem fairen Preis anzubieten.

Auf was bist du besonders stolz? Welche Herausforderungen hast du gemeistert?
Die „richtigen Partner“ gefunden zu haben, welche die Idee ebenso toll finden wie wir und mit Passion, Begeisterung und Engagement ihre Berufe ausüben.
Mit unseren Partnern haben wir jeden einzelnen Produktionsschritt, vom Baumfällen, Sägen, über die Holzverarbeitung/Schreinerarbeiten, bis zum fertigen Werkstück persönlich begleitet und uns die Zeit dafür genommen.
Stolz macht uns, dass wir ein tolles Produkt anbieten und gleichzeitig Klein- und Kleinstbetriebe in der Region Zürich unterstützen können.
Wir selber durften beim Projekt ZÜRIBAUM spannende Persönlichkeiten kennenlernen und sehr viel Neues dazulernen. Wie zum Beispiel, dass das verwendete Holz unter einem strengem Waldgesetz gewonnen wird, jeder Holzschlag bewilligungspflichtig ist und pro Jahr nur ca. halb so viel Holz entnommen wird, wie neu wächst. Der Wald wird von tausenden Pflanzen- und Tierarten als Lebensraum genutzt und gehört zu den natürlichsten Ökosystemen. Die gezielte forstliche Nutzung schafft Platz für licht- und wärmeliebende Arten und bewusst stehengelassene oder liegengelassene Bäume (Totholz) dienen zahlreichen Insekten, Vögel und Pilzen als Lebensraum. Es werden überwiegend Bäume entnommen, welche zum Schutz und zur Regulation eines gesunden Waldes beitragen.

Die grössten Herausforderungen waren die „richtigen Partner“ zu finden, welche bei ZÜRIBAUM mitwirken, Kleinserien produzieren und die regionale Ideologie unterstützen.
Man glaubt es kaum, aber... alles rund um die Verpackung war noch viel schwieriger zu finden. Verpackungen, Füllmaterial etc. gibt es wie Sand am Meer sollte man meinen. Dies ist auch so, aber wenn man etwas bestimmtes sucht wird es schon wieder schwieriger. Dies musste ich leider auch feststellen, als ich die Nadel im Heuhaufen zu suchen begann.
Die Herausforderung war eine Versandschachtel zu finden, in welche das längste Teil (die unterste Züribaumlatte mit einer Länge von knapp 95cm) hineinpasst, nicht zu breit und nicht zu hoch ist. Ansonsten benötigt es viel Füllmaterial. Ausserdem durfte die Verpackung eine maximale Länge von 100cm (aussen) aufweisen, wegen dem Schweizer Postversand. Viele Versandschachteln sind im Innenmass 100cm lang und das Aussenmass ist dann folglich über 100cm lang. Dies führt dazu, dass der Versand dann unter Sperrgut läuft und somit einiges teurer wird.
Der ZÜRIBAUM wurde extra so konzipiert, dass dieser in eine maximal 100cm lange Schachtel passt. Eine Extraanfertigung für die Kleinmenge kam auch nicht in Frage. Bei der Firma Medewo aus Meisterschwanden AG wurde ich dann fündig. Dort konnte ich die passende Versandschachtel finden und auch in der benötigten Kleinmenge bestellen.
Nun noch ein paar Worte zum Füllmaterial: viele Angebote gefunden aber leider alles nur Plastik, Plastik, Plastik, in der Form und Schutzfunktion nicht geeignet für den ZÜRIBAUM oder zu teuer. Also kaufte ich mir eine gebrauchte Kartonschreddermaschine und produziere das Füllmaterial nun selber zu Hause, aus alten Kartonverpackungen, welche so wiederverwertet werden und den ZÜRIBAUM gut schützen. Regionaler geht’s fast nicht!
What ist next? Wo siehst du ZÜRIBAUM in 3 - 5 Jahren?
Wir möchten, wenn der Bedarf da ist, gerne weitere Grössen des ZÜRIBAUM anbieten und im Charity-Bereich ein Projekt unterstützen für Familien, welche es nicht so einfach haben.

Zur Person
Andy Gerber, geboren am 29.06.1981.
Nach meiner Schulzeit habe ich Servicefachangestellter in der Gastronomie gelernt und gearbeitet und bin nun seit knapp 25 Jahren im Verkauf tätig. Während dieser Zeit durfte ich verschiedene Seminare, Kurse und Weiterbildungen besuchen und habe 2018 die eidg. Fachausweise als Verkaufsfachmann und Marketingfachmann erlangt.
Als sehr kreativer Mensch habe ich immer schon in meiner Freizeit und nebenberuflich Produkte entwickelt und Projekte umgesetzt.
Ich bin zum zweiten Mal verheiratet, habe aus erster Ehe 3 Kinder mit 17/ 18 und 21 Jahren.
Heute lebe ich mit meiner Frau und unserer gemeinsamen, 4-jährigen Tochter im schönen Zürcher Oberland.